Als Junge musste Rudolf Seiger nur über den Bach hopsen, schon war er auf dem Wendthäger Sportplatz, der zu seinem Lebenswerk wurde. Am vergangenen Sonntag ist Seiger verstorben.
Seiger wuchs mit seinen Brüdern auf, liebte den Fußball und widmete seine Freizeit dem TSV Eintracht Wendthagen, der 1988 mit dem benachbarten TSV Bergkette zum TSV Eintracht Bückeberge fusionierte. Seiger spielte über 35 Jahre aktiv Fußball, arbeitet 50 Jahre im Vorstand mit, davon neun als Vorsitzender, lebte das Ehrenamt mehr als 70 Jahre. Seine große Leidenschaft galt aber der Jugendarbeit. Bereits mit 13 Jahren übernahm der Wendthäger Verantwortung, wurde Trainer und hielt 30 Jahre als Jugendleiter die Fäden in der Hand. Seiger organisierte unvergessene Freizeiten nach Prag, Schweden oder in die italienischen Dolomiten – wollte der Jugend etwas Schönes bieten. Für seinen unermüdlichen Einsatz wurde der gelernte Herrenschneider, der sehr gerne Lehrer geworden wäre, 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Der Optimist Seiger blickte über den Tellerrand, trieb voller Ideen den Ausbau des Mühlenbachstadions zum Schmuckkästchen voran, sorgte mit für das erste Flutlicht im damaligen Kreis Schaumburg-Lippe.
Der größte Coup war aber der Bau der überdachten Tribüne, den er mit Geschick auch gegen politische Widerstände durchsetzte. Seiger initiierte einen Förderkreis für die Jugend, wurde Ehrenvorsitzender seines Herzenvereins – und holte den „großen Fußball“ nach Wendthagen. Das internationale Stemweder Jugendturnier wurde Dauergast, Borussia Mönchengladbach spielte am Mühlenbach auf.
Auch beruflich war Rudolf Seiger, nach Umwegen über die Bundesbahn und Continental, vor Ort Anker, ging nach 31 Jahren bei der Liekweger Firma Ulrich & Sohn in den „Unruhestand“. Der willensstarke Kommunikator („Es gibt immer eine Lösung“), sah das Gute im Menschen, zog das persönliche Gespräch vor, wirkte im Ortsrat mit, ließ sich „als freier Mensch“ für die Dorfgemeinschaft nicht von einer Partei vor den Karren spannen.
Die wirkliche Nummer eins in Seigers Leben waren aber die Familie und Tochter Nicole. Seiger genoss Feste, liebte Musik, sang und tanzte gerne, besuchte mit seiner Frau Irmgard zahlreiche Musicals und Konzerte. Im August feierte das Paar Diamantene Hochzeit.
Der Wendthäger blieb zeit seines Lebens ein Kämpfer, besiegte 2014 eine schwere Krankheit, die Zeit danach genoss er als „Zugabe“. Nun ist Rudolf Seiger im Alter von 86 Jahren zu Hause im Kreis seiner Familie entschlafen.
2024 ist das Wendthäger Mühlenbachstadion Austragungsort der Schaumburger Kreispokalendspiele. Rudolf Seiger wird dann sicher von oben zuschauen.
uk (Bericht aus den Schaumburger Nachrichten vom 23.12.2023)